Geritten werden – Ulrike Thiel

In Ihrem Buch „Geritten werden – so erlebt es das Pferd“ betrachtet Ulrike Thiel meines Erachtens den unglaublich wichtigen Blickwinkel des Pferdes auf jede reitsportliche Aktivität. Nahezu alle (Freizeit-)Reiter haben wohl aus Liebe zum Pferd mit dem Reiten begonnen, deshalb sollten wir uns meines Erachtens nach auch regelmäßig die Frage stellen, wie das Pferd uns und die gemeinsam verbrachte Zeit sieht.

Besonders interessant und zutreffend finde ich hier den Vergleich der gemeinsamen Bewegung von Reiter und Pferd mit einem Tanz. Wenn Reiten als Bewegungsdialog verstanden wird, gibt der Reiter nur einen Impuls, einen Anstoß und das Pferd setzt diesen aus eigenem Interesse um. Damit spricht die Autorin meiner Meinung nach einen ganz entscheidenden Punkt an, welcher wohl zum größten Vorteil für das Pferdes sich gemeinsam mit dem Menschen zu bewegen führt. Bewegungsaufgaben zu lösen macht sozial und emotional Sinn für das Pferd. Primär haben Pferde natürlich ein Bedürfnis sich mit dem Reiter auszubalancieren, denn nicht in Balance zu sein bedeutet nicht flüchten zu können. Wenn Hilfen ihren Namen wirklich verdienen kann das Pferd vom gemeinsamen Bewegungsspiel aber noch viel mehr profitieren. Es lernt, sich besser auszubalancieren, entwickelt ein besseres Körpergefühl, fühlt sich stärker und wendiger.

Im weiteren Teil des Buches geht Ulrike Thiel auch auf die Voraussetzungen ein, die für positives Bewegungslernen erforderlich sind. So sind z.B. Stress und massive Zügeleinwirkung definitiv Ausschlussfaktoren, die selbiges unmöglich machen. An dieser Stelle geht sie auch ausführlich und anschaulich auf die verschiedenen Anzeichen von Stress, wie die relevante Mimik, einen hektischen und unterbrochenen Bewegungsfluss sowie Stressschwitzen ein. Außerdem erachtet die Autorin es als wichtig eine klare Unterscheidung vorzunehmen: Stress kann für das Pferd nie positiv sein, Anstrengung bzw. ein gewisses Aktivierungsniveau aber schon! Sieunterscheidet dabei gezielt zwischen erlernter Hilflosigkeit und positiver Leistungsbereitschaft, Reiten auf Knopfdruck und klassischer Reiterei und zeigt dabei konkret auf, was die psychischen und physischen Folgen der jeweiligen Varianten sind.

Alles in allem ein Buch für jeden, den es interessiert wie sein Pferd die gemeinsame Arbeit wahrnimmt und der nicht nur die physischen, sondern auch die psychischen Hintergründe der klassischen Reiterei verstehen möchte.

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